Die Fanszenen-All-Stars bezwingen die FCL-Legenden mit 3:0. Gewonnen haben am USL-Jubiläumsspiel aber alle.
Anlässlich ihres 10-Jahre-Jubiläums luden die United Supporters Luzern am 6. September zum „Match vom Johr“. Eine Auswahl der talentiertesten Kicker aus der Luzerner Fanszene traf auf eine Mannschaft unvergesslicher FCL-Legenden. Es wurde ein grossartiger Fussballabend, an dem alles stimmte.
Man stelle sich einmal vor, dem Fussballgott wäre das Kunststück gelungen, alle Spieler, die am „Match vom Johr“ für das FCL-Legenden-Team auf dem Platz standen, in ein und derselben Dekade auf die Welt kommen zu lassen. Dem FCL wäre ein Team für die Ewigkeit beschert worden. Die Geschichte des mehrmaligen Schweizer Meisters, Europapokalsiegers und Ligakrösuses FC Luzern wäre komplett anders geschrieben worden. Wäre.
Doch Legenden-Teamchef Andy Egli gelang es, zumindest für diesen einen Tag, eine FCL-Mannschaft der Extraklasse zusammenzustellen. Das Legenden-Team vereinigte in seinen Reihen vier Spielergenerationen und über 200 Länderspiele. Sechs Spieler aus der legendären Meistermannschaft von 1989 stiegen in die Hosen, genauso wie fünf Spieler, die drei Jahre später den Schweizercup gewonnen haben. Es war eine Freude zu sehen, wie viel Spielwitz noch immer in den Fussspitzen von Mac Tanner und Bigi Meier steckt, wie kompromisslos Roger Wehrli und Longo Schönenberger noch immer hinten aufräumen, wie druckvoll Stefan Marini und Urs Birrer an der Seitenlinie nach vorne stürmen, wie gekonnt Michel Renggli und Heinz Moser im Mittelfeld die Bälle verteilen und wie viel Gefahr vorne noch immer von Adrian Knup, Kudi Müller und natürlich Alain Béguin ausgeht. Der grösste Star des Abends sass bei den Legenden aber auf der Bank. Paul Wolfisberg liess es sich nicht nehmen, das Legenden-Team an diesem speziellen Anlass zu coachen und wurde von den Fans entsprechend lauthals gefeiert.
Überraschend starke Fanszenen-All-Stars
Gegen die Fanszenen-All-Stars standen die FCL-Legenden dann aber doch auf verlorenem Posten. Wie spielstark und taktisch perfekt eingestellt die kickenden FCL-Fans ans Werk gingen, war die grosse Überraschung des Abends. Über 60 Fans hatten sich ursprünglich fürs Probetraining beworben. Deren 18 schafften es in die Mannschaft. Sie widerspiegelten die heterogene Luzerner Fanszene bestens: Vom wilden 15-jährigen Youngster bis zum erfahrenen und abgeklärten 49-jährigen, vom Kickers-Clubmitglied bis zum Tschütteler des FC Trimbach, vom „guten Stellungsspieler“ bis zu jenem, der seine Stärken eher „im Witzererzählen in der Kabine“ sieht, vom gebürtigen Nidwaldner über den stolzen Luzerner Hinterländler bis zu einem nach Neuseeland ausgewanderten Stadtluzerner – alle waren sie im Fan-Team vertreten.
Bereits in der Startviertelstunde gelang den Fanszenen-All-Stars das vielumjubelte 1:0. Eine Führung, die bis zur – für viele überraschend frühen – Pause standhielt. Trotz diversen Grosschancen brachten die Legenden den Ball nicht am Fan-Keeper vorbei. In der zweiten Halbzeit stand das Fanszenen-Team hinten kompakt und liess den Gegner am eigenen Abwehrbollwerk abprallen. Zwei Kontertore besiegelten den famosen Sieg der Fanszenen-All-Stars. Ein Sieg, welcher durchaus noch etwas höher hätte ausfallen können, wäre der Linienrichter in Abseitsfragen etwas fangnädiger gewesen. So aber beliess es die Fanszenen-Offensive dabei, in der Schlussphase im 2-Minuten Takt ins Offside zu laufen. Nach 70-minütigen 90 Minuten war die Überraschung perfekt, das 3:0 über die Zeit. Die Euphorie bei Team und Anhängern der All-Stars kannte keine Grenzen. Beim doppel-F-befreiten UTA vor der Kurve und später an, auf und unter den Festbänken im Partyzelt wurde überschwänglich gefeiert.
Festhütte Allmend
Gefeiert wurde indessen schon vorher. Das Leichtathletik-Stadion auf der Allmend verwandelte sich am „Match vom Johr“ in einen kleinen Hexenkessel. Mehrmals sorgte die ausgelassene Fussball-Atmosphäre für Gänsehautmomente. Mancher Blick der gut 600 Zuschauer wanderte sehnsüchtig hinauf zum Stadiondach, das eine derart gute Akustik möglich machte. Vielleicht, so der Wunsch von vielen Anwesenden, tut sich in dieser Hinsicht in der Swissporarena auch bald etwas!
Der „Match vom Johr“ war ein friedlich-(feucht)-fröhliches Fussballfest, ganz so wie es sein sollte. Auf Eingangskontrollen und –tickets wurde verzichtet, eine amüsante Pre-Game-Pressekonferenz und die Matchzytig gabs gratis obendrauf. Die Wurst kam knackig-heiss vom Gas-Grill und das Bier tiefkühl vom Tartanbahn-Bierjungen, dessen mobile Migroswägeli-Bar man via Applaus-o-meter zu sich beordern konnte. Obs am Bier oder wohl doch eher an den verzückenden Leistungen auf dem Platz lag, zumindest einem Fan hielt es in den Schlussminuten nicht mehr auf der Tribüne. In all seiner Pracht suchte er die Nähe zu seinen Helden auf dem Spielfeld.
Die bewegte Geschichte des Fussballclub Luzern wurde für einen Abend wieder lebendig und die Fanszene bewies, wie viel Kreativität und auch sportliches Talent in ihr steckt. Alt und Jung, Verein und Fans, Legenden und Nobodys feierten gemeinsam und lautstark den FCL und seine Fankultur.
Besten Dank sagen möchten wir abschliessend nochmals allen Helfern. Ob an der Bar, hinter dem Grill, am Speakertisch oder Interview-Mikropfon, an den Kameras oder am Besen beim Aufräumen: Euer Einsatz war stark. Ein grosses Kompliment gebührt selbsterklärend auch dem gesamten Fanszenen-Team samt Staff. Genauso danken wir der Legenden-Mannschaft und dabei allen voran Andy Egli und Kudi Müller. Und abschliessend an alle Zuschauer und Supporter: Das war einmalig, insbesondere auch dank euch, Merci!
Auf die nächsten 10 Jahre USL!